The Story of uboot.com (Chat)
- annekathrin kohout
- 12. Juni 2015
- 3 Min. Lesezeit
In gewisser Weise war uboot.com ein Produkt der 90er Jahre. Seine zweifarbige Benutzeroberfläche in neongrün und pechschwarz war ein bisschen Techno und trotzdem irgendwie freundlich. Es stand für die Tiefen des Internets und Uboot versprach, dass man genau diese nach der Anmeldung ergründen konnte. Zur Zeit von uboot.com, die 1999 begann, surfte man nicht im Internet, man tauchte in es ein.
Uboot war ein Vorreiter der heutigen Social Networks und für manch einen das erste. Bei Uboot gab es vieles, das man auch heute von Facebook und Co. kennt: zum Beispiel Profilseiten, die sich nickpages nannten. Anders als für die meisten heutigen Profilseiten, in denen man mit seinem bürgerlichen Namen oder einer Abwandlung davon im Internet auftritt, legte man für seine nickpage einen nickname an. Scheint so, als hätte es eine Zeit gegeben, in der man noch echte Angst vor der Preisgabe seiner Daten hatte.
Uboot wurde aber allen voran wegen seiner Chatfunktion genutzt. Chattet man auf Facebook meistens nur mit ausgewählten Personen privat, gab es bei uboot.com funktionale Chaträume. Ein Raum zum Flirten, ein anderer zum Austauschen von Witzen oder Rezepten. Die Chatpartner waren oftmals Fremde, die man nicht zuletzt aufgrund ihres uneindeutigen nicknames nur selten zuordnen konnte. Heute würde man hinter diesen Namen vermutlich nur Kriminelle vermuten. Unvorstellbar, dass man auf Facebook eine Freundschaftsanfrage von "PsychoSternchen87" erhält.
In vielerlei Hinsicht hatte uboot.com dem Social Networking neue Impulse verliehen. Daher folgt nun die Geschichte von Uboot: in Bildern und Zahlen.
1999 Uboot geht online - in Deutschland, Österreich und England. Es gibt Benutzerseiten mit Gästebuch, Freundesliste und Kontaktmöglichkeiten, Chat & Diskussionsforen.
2000
Auf Uboot gibt es nun SMS-Funktionen.

2001
uboot.com gibt es fortan auch in der Schweiz. Uboot gründet eine Fotocommunity (cheeez!) und bietet einen Fotoservice für Kleinbildfilme an.
2002Uboot modernisiert seine Benutzeroberfläche. Die Werbung für Klingeltöne nimmt zu und es gibt bereits über 4 Millionen registrierte User.
2003 Auf uboot.com kann man nun auch digitale Fotos hochladen und bearbeiten.

2006 Es gibt erneut einen Relaunch und Uboot tritt in völlig neuem Design in Erscheinung. Es werden nicht mehr die registrierten User gezählt, sondern plötzlich zählt man die Anzahl von „Blogs“ und hochgeladener Bilder. Drei Jahre nachdem man digitale Bilder in die Community laden kann, sind bereits über 5 Millionen Bilder online. Es wird ein „Blogger of the Week“ gekürt und thematische Blogs auf der Startseite vorgestellt.
2008 Über 10 Millionen Bilder wurden hochgeladen. Es gibt nun auf der Startseite zwei Schlagwortboxen. "Blogger of the Week" wird "rehm87", weil er aus Australien kommt.
2011 Uboot rüstet technisch auf. Auf der Startseite gibt es keinen „Blogger of the Week“ mehr, das würde angesichts der nunmehr uneinholbaren Konkurrenten StudiVZ und Facebook provinziell anmuten. Dafür sorgen Toplisten für die Motivation Bilder hochzuladen, anzusehen und zu bewerten. Außerdem präsentiert sich auf der Starseite die Werbung für eine neue gleichnamige Beta-Version, welche die vorhandene ablösen soll. Auf der Hauptseite der Beta-Version werden Wetten angeboten. Die Diskussionsforen und SMS-Funktionen wurden eingestellt.
2012 Auf uboot.com kann jetzt gewettet werden. Die grafische Oberfläche der neuen Uboot-Version erinnert kaum noch an die frühere. Einloggen kann man sich über den einstigen Konkurrenten Facebook. Trotzdem bietet man noch „uboot classic“ an - auch diese Seite ist kaum wiederzukennen. Es werden nur noch Statusmeldungen eingeblendet. Eine Selektion oder Gruppierung findet nicht mehr statt, so schließt eine Diskussion über Kapitalismus und soziale Marktwirtschaft unmittelbar an Meldungen wie „hast Du Lust auf Poppen?“ von „keruac“ an.
2013 wurde Uboot eingestellt.
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