POP 16
- annekathrin kohout
- 17. Juni 2020
- 2 Min. Lesezeit
Die neue Ausgabe von "Pop. Kultur und Kritik" ist erschienen.
Im 16. Heft gibt es diesmal 20 Aufsätze – etwa zu Ausland, TikTok, Plastik, Foodporn, Tarantino, Training, Identität, Design; geschrieben von u.a. Miriam Zeh, Wolfgang Ullrich, Maren Lickhardt, Diana Weis, Heinz Drügh, Sonja Eismann und Thomas Hecken. Das gesamte Inhaltsverzeichnis kann hier eingesehen werden.
Ich selbst schreibe in der Presse-Kolumne über "Kolumnisten als One-Man-Show", die sich immer weniger mit der Zeitschrift oder Zeitung, in der sie ihre Texte veröffentlichen, identifizieren, sondern seit einiger Zeit vor allem an ihrer Selbstvermarktung arbeiten. Bei Twitter gerät dies Journalisten wie Jan Fleischauer oder Gabor Steingart zum Vorteil. Denn mit eigener Stimme und nicht als Repräsentant eines Organs zu sprechen, gilt als unmittelbar und authentisch – und wird deshalb auch lieber retweetet. Außerdem ist der Twitter-Account einer Person nahbarer als der eines Magazins, gibt es doch direkte Ansprechpartner.
Steingart und Fleischhauer verbindet aber noch etwas anderes: Sie sind beide im Meinungsjournalismus tätig und nehmen darin jeweils eine ganz bestimmte Rolle ein. Fleischhauer ist der Mann, der sich »Nazis rein« wünscht und der sich vorgenommen hat, gegen das ›linke Establishment‹ anzukämpfen. Er ist sich dessen auch sehr bewusst und reflektiert es in seinen Kolumnen und Artikeln in regelrechter Rollenprosa. Wahrscheinlich ist es ihm auch nur so möglich, eine eigene One-Man-Show-Marke mit starkem Profil zu werden, die sich gut verkaufen lässt. Nun haben Konsumenten gerade an starke Rollen und Marken auch recht konkrete Erwartungen, und nur wenn sie hinreichend erfüllt werden, können sie sich auf lange Sicht bewähren – das gilt freilich auch auf einem Meinungsmarkt. Umgekehrt dürfte es Journalisten, die eine bestimmte Rolle eingenommen haben, sehr schwerfallen, diese wieder zu verlassen. Sollte sich eine Meinung nun doch einmal ändern, weil man z.B. etwas dazugelernt hat oder zu einer bestimmten Einsicht gekommen ist, hat man viel zu verlieren. Rollenprosa im Meinungsjournalis- mus kann deshalb durchaus verhängnisvoll sein – für die Leser wie für die Journalisten.
Das ganze Heft kann hier bestellt und dann gelesen werden.

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