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Hier finden Sie es einen Überblick über meine Seminare und Lehrtätigkeiten.

UdK Berlin, Wintersemester 2024/2025

KITSCH UND CUTE – zwischen Sentimentalität und Subversion

​Eine Kultur ohne Hierarchien, ohne die Abwertung des Geschmacks der weniger Privilegierten, war lange Zeit kaum vorstellbar. In unerbittlichen Streitschriften gegen vermeintlich minderwertige Ästhetiken – allen voran gegen den Kitsch – verfestigten sich Ressentiments gegenüber sentimentaler, pathetischer und niedlicher Kunst und Kultur. Doch unter den Bedingungen der sozialen Medien und im Kontext feministischer sowie klassismus- und rassismuskritischer Diskurse erlebt Kitsch eine späte Aufwertung und gewinnt neue Relevanz in ästhetischen und soziokulturellen Debatten. Dieses Seminar untersucht die historische und theoretische Entwicklung von Kitsch und Niedlichkeit – von ihrer Rolle in der Populärkultur über postmoderne Affirmationen bis hin zu ihren politischen Implikationen in der Gegenwart. Es stellt die Frage: Reproduzieren Kitsch und Niedlichkeit bestehende Machtstrukturen, oder bergen sie das Potenzial, subversiv zu wirken? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit das Triviale widerständig wird? Wir werfen einen Blick auf historische Theorien des Kitsches und der Niedlichkeit sowie auf ihre heutigen Manifestationen in Mode, Popkultur und Kunst. Von den Schriften Pierre Bourdieus und Clement Greenbergs, Susan Sontags und Valerie Steeles bis hin zu jüngeren Thesen zur Cuteness von Daniel Harris und Sianne Ngai beleuchten wir die ideologischen Implikationen des vermeintlich „schlechten Geschmacks“ und untersuchen, wie Kitsch und Niedlichkeit als Ausdruck von Geschlecht und Herkunft fungieren. Am Beispiel populärer Trends wie Harajuku, Barbie Core, Bimbo Core oder Coquette Core sowie ausgewählter Modekollektionen – von der romantischen Niedlichkeitsästhetik Simone Rochas über die Kitsch-Ironie von Moschino bis hin zum creepy Grotesken von Doublet – vermessen wir das Spannungsfeld zwischen Elitismus, Kommerz, Gegenkulturalität und Individualität.

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HfbK Dresden, Sommersemester 2024

CUTE, CALM, CARE – Ästhetik der Zuwendung

In ihrem wegweisenden Buch „Staying with the Trouble“ von 2016 hat Donna Haraway dazu aufgerufen, dass wir uns verwandt machen müssen, um Verantwortlichkeit füreinander empfinden zu können. Dieser Appell bildet die Grundlage für unsere Auseinandersetzung mit der Ästhetik der Zuwendung: denn Cute, Calm und Care sind Affektästhetiken, die ein (emotionales) Eingebundensein ermöglichen.
Die Hinwendung zu einer Ästhetik der Zuwendung im Bereich der Kunst kann als Reaktion auf das wachsende Bedürfnis nach Fürsorge, Trost und den Rückzug ins Kuschelige, Heimelige, Kleine aus der immer größer, komplexer und anfälliger werdenden globalisierten Welt wahrgenommen werden. Im Rahmen des Seminars werden wir uns anhand ausgewählter künstlerischer Positionen intensiv mit der Frage befassen, wie eine kritische, affirmative oder provokative künstlerische Auseinandersetzung mit Zuwendung aussehen kann. Ebenso wollen wir genauer in den Blick nehmen, welche kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen eine Bildwelt, die niedlich, fürsorglich, tröstend oder liebenswert ist, erforderlich machen.

HGB Leipzig, Sommersemester 2024

Fotografie und Fiktion

Fotografie war nie nur Abbilderstellung – sie war immer schon Erzählung, Konstruktion, manchmal sogar Täuschung. Sie oszilliert zwischen Dokumentation und Fiktion, zwischen dem Vertrauen auf ein „Es ist so gewesen“ und der kritischen Erkenntnis, dass jedes Bild auch Manipulation sein kann. Heute scheint die Grenze zwischen Realität und Inszenierung endgültig zu verschwimmen: Deepfakes, KI-generierte Bilder und hyperreale Ästhetiken fordern unser Verständnis von Wahrhaftigkeit im Bild heraus.In diesem Seminar untersuchen wir künstlerische Positionen, die mit der Ambivalenz des Fotografischen arbeiten. Wir fragen: Was bedeutet es, wenn sich Bild und Wirklichkeit nicht mehr klar unterscheiden lassen? Welche Strategien nutzen Künstler:innen, um diese Unschärfe zu thematisieren – affirmativ oder subversiv? Und was sagt das über unsere Zeit aus, in der der Schein oft überzeugender wirkt als das Sein?

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HGB Leipzig, Wintersemester 2023/2024

Fotografie und Text

Künstlerïnnen kommen nicht nur als bildende, sondern auch als sprechende, ihr Werk kommunizierende und interpretierende Protagonistïnnen bei vielfältigen Anlässen und zu unterschiedlichen Zwecken zu Wort. Sie sind eingebunden in den Kulturbetrieb, in dem ihre Arbeiten durch Positionierungen in Form von Vermittlung und Vernetzung einen gesellschaftlichen Stellenwert erlangen, der über die individuelle Relevanz für die Künstlerïnnen hinausgeht. Mit Begleittexten werden nicht nur Entstehung, Motive und Auslegungen eines Werkes kommuniziert, sondern auch Stilgemeinschaften behauptet, kulturelle Kontexte geschaffen, Weltanschauungen und Haltungen zum Ausdruck gebracht oder sogar politische Agenden verfolgt.Vor diesem Hintergrund widmen wir uns genauer der Gattung des Katalogtexts: Wie beeinflusst der Text die Bedeutung eines Werkes? Wie formt, ergänzt, dekonstruiert, integriert oder isoliert der Text ein fotografisches Werk? Wann und aus welchen Gründen werden Texte von den Künstlerïnnen selbst verfasst, oder warum werden gezielt Autorïnnen hinzugezogen? Welche (visuellen) Erzähltechniken werden angewendet? Was sind die Ziele von Textkooperationen und welche Effekte gehen damit einher?Diesen Fragestellungen gehen wir anhand exemplarischer Einzelanalysen nach. Außerdem werden wir verschiedene Textformate im Seminar in Form von Übungen, Besprechungen und der Erarbeitung neuer Texte – gerne im Zusammenhang bestehender Fotobuch-Projekte – erproben.

Universität Hildesheim, Sommersemester 2022

Ästhetik und Theorie des Niedlichen

Lange Zeit waren „niedlich“ oder „süß“ keine relevanten ästhetischen Begriffe. Das hat sich im 21. Jahrhundert geändert. Vielerorts wurde in den letzten Jahren die Bedeutung von „Cuteness“ als einer globalen Waren- und Alltagsästhetik hervorgehoben. Nicht mehr nur Nippes im häuslichen Umfeld, sondern insbesondere die Kommunikation im Social Web wird zunehmend beherrscht von niedlichen Formen der (Selbst-)Darstellung. Selfies mit entsprechenden Filtern, sogenannter „Catcontent“, und allen voran Emojis prägen den digitalen Alltag. Waren niedliche Kunst oder Literatur in der westlichen Welt des vergangenen Jahrhunderts noch undenkbar oder nur in Form der Ironie anzutreffen, wagen sichKünstler:innen und Schriftsteller:innen zunehmend an süße Darstellungsweisen heran.

 

Im Blockseminar widmen wir uns in Form von Lektürediskussionen, eigenen Essays und Bildanalysen den Fragen: Was ist niedlich? Welche Effekte gehen mit der Ästhetik einher? Worin unterscheidet sie sich vom Schönen und Erhabenen einerseits und vom Hässlichen und Ekligen andererseits? Wo tritt Niedliches in Erscheinung? Warum stand das Niedlichehierzulande lange unter Kritik? Ist das Niedliche Ausdruck von Schwäche und Unterwürfigkeit – oder nicht auch von Herrschaft und Kontrolle? Drückt man mit dem Niedlichen Zuneigung aus – oder Manipulation? Welchen Einfluss habenostasiatische Niedlichkeitskulturen wie das japanische Kawaii oder südkoreanische Aegyo auf die globale Populärkultur?

 

Anhand von Beispielen aus Kunst und Populärkultur von Emyra Duff bis K-Pop sowie vielbeachteten Texten zur Cuteness von Edmund Burke, Sianne Ngai bis Simon May werden wir diesen Fragen auf den Grund gehen und das Niedliche vor allem als ein Austragungsort von Machtspielen untersuchen.

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Universität Hildesheim, Wintersemester 2021

Digitale Kulturtechniken

Computer und Smartphones sowie das Internet und die Sozialen Medien sind Teil des alltäglichen Lebens und haben in den letzten 30 Jahren neuartige kulturelle Praktiken etabliert, die körperlich habitualisiert und routiniert wirksam werden.Kulturtechniken werden gemeinhin als „Verfahren der Erzeugung von Kultur“ (Harun Maye) definiert und ihre Analyse zielt oftmals auf die Auseinandersetzung mit den aus neuen Techniken hervorgegangenen Kommunikationsformen sowie Denk- und Wahrnehmungsweisen: „Der iPod hat nicht nur die gesamte Musikindustrie verändert, sondern auch die Art und Weise, wie wir alle Musik hören!“, so leitete Steve Jobs seine legendäre Rede zur Einführung des ersten iPhones als Weiterentwicklung des iPods ein und deutete damit die weitreichenden Folgen des Geräts für die Wahrnehmung und Funktion von Musik an.

 

Beginnend beim Personal Computer haben mittlerweile eine Reihe von neuen Geräten und Programmen auch neue Kulturtechniken erzeugt: Man „surft“ durch das Internet, „googelt“ nach Begriffen und „scrollt“ sich durch die Ergebnisse. Man „chattet“ mit Freunden, Bekannten oder Kollegen, „liked“ Postings auf Facebook, Instagram oder Twitter und „setzt Hashtags“, um Postings zu adressieren oder sich zu vernetzen. Man „streamt“ Inhalte in Echtzeit ins Netz, „erstellt Storys“ und „skippt“ die der anderen. Das sind nur einige wenige Praktiken, die den digitalen Alltag prägen.

 

Im Seminar werden wir uns mit der Frage beschäftigen, wie eine Kulturtechnik zu definieren ist und ausgewählte Praktiken des Digitalen vor diesem Hintergrund analysieren. Wir lesen u.a. Texte von Marcel Mauss, Marshall McLuhan und Erhard Schüttpelz, sowie Geert Lovink, Limor Shifman und Felix Stadler.

Universität Siegen, Sommersemester 2021
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Ästhetik und Theorie der Sozialen Medien

 

Soziale Medien sind weit mehr als bloße Kommunikationsplattformen – sie sind komplexe ästhetische Systeme, die Wahrnehmung, Darstellung und soziale Interaktion auf neuartige Weise formen. Die Bild- und Textkulturen von Instagram, TikTok, Twitter/X und Co. folgen eigenen Regeln, die sich aus technischen Strukturen, algorithmischen Logiken und den Praktiken ihrer Nutzer:innen speisen. Likes, Shares und Feeds prägen nicht nur unsere Rezeption von Inhalten, sondern auch unsere Art zu denken, zu fühlen und uns selbst zu inszenieren.

Dieses Seminar widmet sich den ästhetischen und theoretischen Dimensionen der sozialen Medien: Welche Rolle spielen visuelle und textuelle Codes in der Plattformökonomie? Wie beeinflussen Memes, Filter, Reaktionsmechanismen und virale Trends unser Verständnis von Kunst, Authentizität und Öffentlichkeit? Welche Theorien helfen uns, die spezifischen Modi der Darstellung, Rezeption und Partizipation zu analysieren?

Anhand kultur- und medientheoretischer Ansätze sowie konkreter Fallstudien untersuchen wir die Ästhetiken der Sozialen Medien – von Selfie- und Influencer-Kultur bis hin zu postdigitalen Kunstpraktiken. Dabei hinterfragen wir kritisch, inwiefern Plattformen unser ästhetisches Empfinden prägen und welche neuen Formen des Ausdrucks und der Gemeinschaft dadurch entstehen.

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Universität Siegen, Wintersemester 2020/21

Strategien der Ermächtigung

Die im Zeitalter der Aufklärung formulierte Forderung nach der Gleichheit aller Menschen hat bis heute nicht an Notwendigkeit und Relevanz eingebüßt. Denn mit ‚den Menschen’, die in der ‚Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte‘ explizit adressiert wurden, waren und sind bis heute keineswegs alle Menschen gemeint – ausgenommen waren z.B. Frauen oder People of Color.Das bereits zur Aufklärung vorherrschende Spannungsverhältnis zwischen Gleichheitspostulaten auf der einen Seite und den real existierenden Verhältnissen, die von Ungleichheit, Sexismus und Rassismus geprägt waren, auf der anderen Seite ist weiterhin bestehen geblieben und regt Minderheiten und Benachteiligte bis heute zu Widerstand an.Durch das Social Web haben sich die Möglichkeiten der Partizipation an öffentlichen Diskursen und auch deren Beeinflussung fundamental verändert. Grundsätzlich kann jede*r die eigene Stimme erheben, sich in Communities zusammenfinden und Protestformen etablieren; umkehrt verändert das auch die ‚analoge‘ Demonstrationskultur, wie sie aktuell und insbesondere im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie oder der Black Lives Matter-Bewegung eine Renaissance erlebt.Um sich selbst oder andere zu ermächtigen, um sich einer Gleichheit zumindest anzunähern, haben sich im Aktivismus, in der Kunst, und auch in der Werbung verschiedene Strategien der Ermächtigung und durch sie auch Ästhetiken des Widerstands etabliert: Zu den gängigsten gehören Provokation, Empowerment, Affirmation und Subversion.Im Seminar werden wir uns theoretisch mit diesen Strategien befassen und sie praktisch anhand der Analyse verschiedener Bewegungen des 20. und 21. Jahrhunderts und ihrer Aktionen untersuchen.

Universität Siegen, Sommersemester 2020

Sozialfiguren der Gegenwart

Ob Influencerin oder Nerd, Girlboss oder Start-Up-Unternehmer, Troll oder Moralist, Fanatikerin oder Alter Weißer Mann – bei all diesen Typen könnte es sich um relevante Sozialfiguren der Gegenwart handeln. Sozialfiguren sind ein Werkzeug, „um denjenigen Fragen nachzugehen, die den Menschen der Gegenwartsgesellschaft ‚unter den Nägeln brennen‘“, wie es in einem der wenigen grundlegenden Aufsätze zur Sozialfigur (von Sebastian J. Moser und Tobias Schlechtriemen) heißt. Sozialfiguren dienen den Menschen also dazu, sich zu artikulieren. Im Seminar werden wir uns mit den Fragen beschäftigen, welche Sozialfiguren unsere Gegenwart beschreiben und in welcher Weise sie das jeweils tun. Auf Grundlage von journalistischen Artikeln, Zeitgeisttexten, bildnerischen und filmischen Artefakten werden wir untersuchen, welche gesellschaftlichen, kulturellen, politischen Gründe es für die Entstehung der jeweiligen Sozialfigur gab und welche Gegenwartsdiskurse durch sie entstanden sind und transportiert werden.

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Universität Siegen, Wintersemester 2019/2020

Kulturtechniken der Sozialen Medien

Wir „chatten“ mit Freunden, Bekannten oder Kollegen. Wir „googeln“ nach Begriffen, „scrollen“ durch die Ergebnisse der Suchmaschine und „surfen“ durch das World Wide Web. Wir „liken“ Postings auf Facebook, Instagram oder Twitter und „setzen Hashtags“, wenn wir eigene Postings adressieren und uns vernetzen wollen. Wir „reposten“ Bilder, Texte, Videos, die uns mehr als nur gefallen, mit denen wir uns identifizieren und „screenshotten“, woran wir uns erinnern wollen. Wir „machen Selfies“, „verwenden Filter“ und „verlinken“ Freunde auf unseren Bildern. Wir „streamen“ unser Leben ins Netz, „erstellen Storys“ und „skippen“ die der anderen, wenn sie uns nicht gefallen.Durch die Nutzung des Internets und sozialer Medien haben sich eine ganze Reihe neuer Kulturtechniken etabliert, die in alltäglichen und routinierten Praktiken wirksam werden. Im Seminar werden wir uns mit der Frage beschäftigen, wie eine Kulturtechnik zu definieren ist, worin sie sich von anderen Techniken unterscheidet und inwiefern die genannten Netzpraktiken als Kulturtechniken verstanden werden können.

Universität Siegen, Sommersemester 2019

Netzfeminismus

Durch neue Kommunikationsformen und Bildproduktionen in den Sozialen Medien hat der Feminismus eine neue Dynamik erfahren. Auf Twitter wurde mit #aufschrei oder #metoo ein Diskurs über sexuellen Missbrauch entfacht, auf Instagram werden innerhalb der Bodypositve-Bewegung traditionelle Rollenmuster kritisch hinterfragt und ein Gegenprogramm zu bestehenden Schönheitsnormen und Körperidealen entwickelt.Im Seminar wollen wir den Kampfplatz um das „richtige“ Bild der Frau betreten, das in den Sozialen Medien nicht nur metaphorisch zur Debatte steht. Wir werden dabei besonders die Kultur- und Diskursgeschichte der weiblichen Bildpolitik in den Fokus nehmen – von den Emanzipationsbewegungen im frühen 20. Jahrhundert bis zum netzfeministischen Bilderstreit der Gegenwart.

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Universität Siegen, Wintersemester 2018/2019

Köln in den 80ern: Szene-Stories

Die 1980er Jahre standen im Zeichen der Regierung Kohls, der Gründung der Grünen, von Challenger, Tschernobyl und Waldsterben. Neben dem popkulturellen Mainstream gab es starke Independent-Szenen; neben dem aufkommenden Musikfernsehen kleine Fanzines. Darunter die in Köln gegründete Zeitschrift SPEX, die unter Redakteuren wie Diedrich Diederichsen, Jutta Koether oder Clara Drechsler und in ihrer Verbindung von Pop, Theorie und Politik zu einem der wichtigsten kulturellen Organe der Republik gehörte. Ebenfalls im Köln der 80er Jahre entstand die Künstlergruppe „Mülheimer Freiheit“, in der sich Maler der „Neuen Wilden“ zusammenfanden und die sich ebenfalls als Dissidenten begriffen – gegenüber einer Politik und Kultur, die als apathisch empfunden wurde. Dabei zeichnete sich der „Aufstand gegen eine leergelaufene Protestkultur der 68er, […] gegen müdes Engagement, billig gewordene Moral und selbstgerechte Revolutionsnostalgie“ (Helge Malchow) durch eine Hinwendung zur Pop- und Massenkultur aus.

Universität Siegen, Wintersemester 2018/2019

Kulturblog schreiben

Als Autor*in eines (Kultur-)Blogs kann man für mehr Sichtbarkeit der eigenen Themen sorgen und den Austausch mit Gleichgesinnten forcieren. Aber wie beginnt man einen Blog? Welche thematische Ausrichtung gibt man ihm? Wie findet man relevante Themen? Welche journalistischen Formate eignen sich? Wie vernetzt man sich? Wie sehen Kooperationen mit Institutionen aus? Wie bereitet man Inhalte für Soziale Medien vor? Was ist ein Blogger-Event und wie läuft ein Insta-Meet ab?Im Seminar werden wir diese Fragen beantworten. Im Zentrum steht das Erproben verschiedener Textgenres: Wir schreiben und analysieren Rezensionen, Kommentare, Glossen und Berichte. Wir erfinden Hashtags, formulieren Tweets, und machen Bilder für Instagram.

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Universität Siegen, Sommersemester 2018

Der Nerd

Er trägt Hornbrille, haust im Keller, ist asozial, misanthropisch, allergisch, unbeliebt bei Frauen; er ernährt sich von Tiefkühlpizza und interessiert sich in besonderem Maße für Technik und Computer: der Nerd. In Literatur, Filmen, Serien und Medienberichten der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit wurde der Nerd zu einer der wichtigsten Kulturfiguren. Eine Analyse dieser populären Figur erlaubt es, den Blick auf das Selbstverständnis einer Gesellschaft freizulegen, die entsprechende Werte, Sichtweisen und Interessen in die Schlüsselfigur des Nerds projiziert hat. Im Seminar werden wir anhand der Analyse zahlreicher literarischer, journalistischer und filmischer Beschreibungen des Nerds Rückschlüsse auf den Stellenwert und das Verständnis von Theorie, Technik und Arbeit ziehen, auf die Rolle der Frau sowie auf die gesellschaftliche Bedeutung von Popkultur (die der Nerd begehrt) und Hochkultur (die den Nerd nicht interessiert).Wir werden außerdem nachvollziehen, wie der Nerd in den letzten Jahrzehnten einen Image-Wandel vollzogen hat: vom sonderlichen Außenseiter zum charakterstarken, hochintelligenten Einzelgänger.Dazu werden wir neben literarischen Darstellungen auch Filme und Serien untersuchen. Z. B. Freaks and Geeks (1999-2000); The IT Cowd (2006-2010), The Big Bang Theory (seit 2007), The Social Network (2010), Scott Pilgram vs. The World (2010).

Universität Siegen, Wintersemester 2017/2018

Autorschaft in den Sozialen Medien


 

Der Brief, das Tagebuch, die Fotografie, der Film, das Interview und mittlerweile auch soziale Medien wie Facebook, Twitter und Instagram – all das sind Medien, mit denen Autoren sich selbst inszenieren. Anhand einer Reihe von Beispielen – insbesondere der ‚Medienautoren‘ im 20. Jahrhundert (Stefan George, Thomas Mann, Hans Magnus Enzensberger, Peter Handke uvm.) soll die Frage gestellt werden, auf welche Weise die Autoren ein Bild von sich selbst entwerfen. Welche Narrative gebrauchen sie (Autor als Genie, Provokateur, Einzelgänger), mit welchem Habitus treten sie auf (Pfeife rauchen), welche Attribute legen sie sich zu (Hut, Hornbrille). Wir sehen uns die medialen Strategien an: Von den „Bekenntnissen“ des Philosophen Jean Jaques Rousseau bis hin zu den Facebook-Posts der Autorinnen Ronja von Rönne und Stephanie Sargnagel.

Wir lesen die Primärtexte der Autoren und klassische Texte zur Theorie der Autorschaft. Im Mittelpunkt steht die Arbeit an Beispielen. Wir untersuchen Autorenauftritte und Interviews in Radio, Fernsehen und im Netz, analysieren Autorenportraits und interpretieren Facebook-Einträge, Instagram-Posts und Tweets.

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